Kolonialismuskritik in Lippe

Die Kolonialgeschichte fehlt, wenn die Geschichte der Deutschen Reichsgründung erzählt wird; sie fehlt, wenn es um die metropolitane Populärkultur geht, obwohl beispielsweise die Völkerschauen ein zentrales Unterhaltungsgenre und Kassenschlager der damaligen Zeit waren; sie fehlt zudem, wenn es um den Reichstag geht, obwohl in den Parlamentssitzungen Koloniallobbyisten wie Adolph Woermann agierten und den Kolonialismus auch politisch vorantrieben.

Auch auf der regionalen Ebene des Kreises Lippe wird das Thema des Kolonialismus nicht breitenwirksam behandelt – weder in den Schulen noch in den Medien. So werden auch die Bestrebungen in den Museen, dem Lippischen Landemuseum und dem Hexenbürgermeisterhaus, sich mit dem kolonialen Erbe innerhalb ihrer Sammlungen auseinanderzusetzen, nur in einem sehr kleinen Fachpublikum diskutiert. Andererseits ist der Kolonialismus durchaus allgegenwärtig: nicht auf dem ersten Blick, nicht immer thematisch erkennbar, aber dennoch bis heute wirksam.

Das alles zeigt, dass es notwendig ist, sich mit dem Kolonialismus auch im Kreis Lippe aktiv auseinanderzusetzen. Nach einem Jahr der Förderung durch die LWL-Kulturstiftung wird der Gedanke der Kolonialismuskritik in Lippe durch das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Lippe und der Freien Waldorfschule Lippe-Detmold e.V. weiter vorangetrieben. Die beiden Themenfelder, die dabei schwerpunktmäßig bearbeitet werden sollen, sind die Zusammenarbeit mit dem LWL-Freilichtmuseum Detmold zu den beiden Kolonialwarenläden auf dem Gelände sowie die Auseinandersetzung mit dem Themenfeld Kolonialismus und  Tourismus.