Interkulturelle Woche im Kreis Herford 2024
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Deutsche Landkreise gründen „Forum Integration in ländlichen Räumen“
Kreis Lippe als Gründungsmitglied dabei
In Berlin hat sich kürzlich das „Forum Integration in ländlichen Räumen“ offiziell gegründet. Mit dabei waren Vertretende des Kreises Lippe und aus 13 anderen Landkreisen aus dem gesamten Bundesgebiet. Das Programm unterstützt die Kreise dabei, innovative und zukunftsfähige Ansätze für Teilhabe und sozialen Zusammenhalt in ländlichen Räumen weiterzuentwickeln. Das Forum ist Bestandteil des Programms „Land.Zuhause.Zukunft – Gestaltung von migrationsbedingter Vielfalt in ländlichen Räumen“ der Robert Bosch Stiftung und der Universität Hildesheim.

Verwaltungsvorständin Sabine Beine und Dr. Frank Oliver Klute vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Lippe nahmen in Berlin die Urkunde zur Gründungsmitgliedschaft entgegen. (Foto: Robert Bosch Stiftung)
„Gerade dieser bundesweite Ansatz in der Zusammenarbeit bietet für den Kreis Lippe die Möglichkeit, über die Ländergrenze hinaus Best-Practice-Beispiele kennenzulernen, um diese dann für Lippe adaptieren zu können“, betonte Verwaltungsvorständin Sabine Beine. Für den Kreis Lippe konnten so Anregungen für ein regionales Welcome-Center und für hybride Deutschkurse gewonnen werden.
Die Mitglieder des Forums sind Fachkräfte, die für den Themenbereich Integration und Migration innerhalb ihrer jeweiligen Kreisverwaltungen zuständig sind. Das Forum ist in erster Linie ein Netzwerk kommunaler Akteure und Akteurinnen der Integrationsarbeit. Diese können sich im geschützten Rahmen über Herausforderungen, Konzepte und Strategien im Bereich der Integration und Teilhabe (neu-)zugewanderter Personen in ländlichen Räumen austauschen. Ein Grundgedanke aller Beteiligten ist, dass eine aktive Gestaltung von Einwanderung eine Chance für Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft darstellt.
„Das ‚Forum Integration in ländlichen Räumen‘ bietet die Möglichkeit sich darüber auszutauschen, was vor Ort wirklich funktioniert“, sagte Anna Lena Hemmer, Integrationskoordinatorin vom teilnehmenden Burgenlandkreis. „Das Forum bietet eine kollegiale Basis, auf welcher man sich gegenseitig stärken und neue Kraft und neue Impulse mitnehmen kann“, ergänzte sie. Das Forum ist ein Lernnetzwerk sowie eine Austauschplattform und ermöglicht einen Erfahrungs- und Wissenstransfer unter den bundesweit verteilten Mitgliedern. Die Teilnehmenden vereint das Engagement für ein gelingendes Zusammenleben aller Menschen in den ländlichen Räumen Deutschlands.
Dass die Expertise der teilnehmenden Kreise gesehen wird, zeigt sich, denn das Forum kooperiert in Zukunft mit dem Deutschen Landkreistag als Expertenkreis für integrationsrelevante Fragen. Dr. Klaus Ritgen, Referent des Deutschen Landkreistages und Ansprechpartner für die Zusammenarbeit von Forum und Deutschem Landkreistag, unterstrich dazu: „Wir begrüßen die Gründung des ‚Forums Integration in ländlichen Räumen‘, die das herausragende Engagement der Landkreise als zentrale Akteure im Integrationsgeschehen unterstreicht“.
Die Gründungsmitglieder sind der Landkreis Bernkastel-Wittlich, der Burgenlandkreis, der Landkreis Celle, der Landkreis Coburg, der Landkreis Dachau, der Landkreis Dahme-Spreeland, der Landkreis Karlsruhe, der Kreis Lippe, der Landkreis Oldenburg, der Landkreis Ravensburg, der Schwalm-Eder-Kreis, der Landkreis Stendal, der Landkreis Waldeck-Frankenberg und der Werra-Meißner-Kreis. Der Kreis Lippe ist der einzige teilnehmende Kreis aus Nordrhein-Westfalen.
Kolonialismus gab es auch in Lippe
LWL Förderung ermöglicht Schulen kritische Auseinandersetzung
Die Kamerunstraße in Schieder-Schwalenberg, die Roonstraßen in mehreren Orten, außereuropäische Sammlungen in den Lippischen Museen, koloniale Schriften in den Bibliotheken – Kolonialismus gab es auch in Lippe, wurde aber bisher nie groß thematisiert.
„Die Förderung der Kulturstiftung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe mache es möglich, dass die Freie Waldorfschule Lippe-Detmold und die Karla-Raveh-Gesamtschule in Lemgo sich in diesem Jahr mit dem Thema Kolonialismuskritik intensiv auseinandersetzen können, erläutert der Projektleiter Dr. Frank Oliver Klute vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Lippe.
Dass der Kolonialismus bis heute wirkt, sieht man beispielsweise an der weiterhin westlich orientierten Weltwirtschaftsordnung und an der politischen, sozialen und kulturellen Konstellation und Lage vieler ehemaliger Kolonien und das wirkt auch auf Lippe im 21. Jahrhundert. „So herrschen auch heute noch rassistische und orientalistische Denkmuster vor und das Thema wird zudem im Schulunterricht nicht ausreichend beleuchtet“, so Klute weiter.

Der Literaturkurs erstellt Tonaufnahmen für den Kurzfilm.
In Zusammenarbeit mit den jeweils örtlichen Museen tauchen die Projektgruppen in die Thematik ein, recherchieren, setzen sich mit den Sammlungsobjekten und den Herkunftsgeschichten auseinander und bereiten ihre Präsentationen vor, um mit ihrem neuen Wissen in die Gesellschaft zu wirken.
Am 16. Juni wird im Museum Hexenbürgermeisterhaus die Ausstellung über die Neubourg-Brüder eröffnet. Die Brüder Ernst und Johannes kamen aus Lemgo, arbeiteten auf Sumatra für niederländische Plantagengesellschaften und überließen dem Museum ihre mitgebrachten Exponate. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung über die Neubourg-Brüder im Hexenbürgermeisterhaus wird der Literaturkurs der Gesamtschule Ausschnitte aus dem entstehenden Theaterstück zum Kolonialismus zeigen. Außerdem wird ein Kurzfilm gezeigt werden, der im Projekt entstanden ist.
„Nach der Eröffnung werden unsere Schülerinnen und Schüler ein längeres Interview mit Lena Simanjuntak-Mertes führen, einer Angehörigen der Batak, um deren Kultgegenstände sich der eine Teil der Ausstellung dreht“, so Philipp Schmidt-Rhaesa, projektleitender Lehrer zu den weiteren Plänen. Dieses Interview werde ab Anfang Juli im Museumskino zu sehen sein. Das Stück werde der Literaturkurs in der letzten Juni-Woche im Hof des Hexenbürgermeisterhauses aufführen, so Schmidt-Rhaesa weiter.
Die AG ‚Schule ohne Rassismus‘ der Waldorfschule in Detmold widmet sich neben der allgemeinen Recherche einer realen Person, dem Missionar Wilhelm Fricke, der für die Lippische Landeskirche in Togo aktiv war. Im Landesmuseum nutzte die Gruppe eine eigens vorbereitete Führung zu den Sammlungen Togo und Kamerun. „In den Vitrinen konnten wir Gegenstände afrikanischen Ursprungs betrachten, die nach Deutschland verschifft worden waren“, so Dr. Regina Jach, projektleitende Lehrerin, die rätselhaften Steine des Missionars hätten im Zentrum der Führung gestanden.
Durch einen Recherchebesuch beim Landesarchiv in Detmold konnte dann die Geschichte der Steine nachvollzogen werden. Ursprünglich Zahlungsmittel, galten sie vor rund hundert Jahren im Volk der Ewe als vom Himmel gefallene ‚Gottessteine‘, als ‚Götterbeile‘ oder ‚Donnerkeile‘, wie Fricke berichtete. Er nahm 20 dieser Steine mit nach Lippe, sein genaues Motiv zu diesem Vorgehen konnte nach wie vor nicht genau ermittelt werden.
Die Ergebnisse der Forschungen wird die Projektgruppe der Waldorfschule unter dem Titel ‚Was hat Kolonialismus mit mir zu tun‘ auch in der Gesellschaft Lippes, beispielsweise mit einem Stand auf dem Detmolder Wochenmarkt, präsentieren. Beide Schulen werden zudem auf einer Homepage zu finden sein, auf der die gesamten Ergebnisse und Berichte dann noch in diesem Jahr verfügbar sein werden.
Demokratie erleben – Zugewanderte diskutieren beim dritten KIM-Beteiligungsforum
18 Teilnehmende aus verschiedenen Ländern haben an der dritten Auflage des Beteiligungsforums des Kommunales Integrationsmanagements (KIM) des Kreises Lippe im Lügder Rathaus teilgenommen.
Was gefällt dir an Lippe und Deutschland? Welche Themen verärgern dich? Ist Lippe dein neues Zuhause? Diese Fragen sind jüngst während des dritten Beteiligungsforums des Kommunalen Integrationsmanagements (KIM) des Kreises Lippe im Rathaus Lügde zur Diskussion gestellt worden.

Alle Teilnehmenden beim dritten Beteiligungsforum stellen sich zum gemeinsamen Foto im Treppenhaus des Lügder Rathaus auf.
Der Ratssaal der Stadt war bis auf den letzten Platz gefüllt. 18 Teilnehmende aus verschiedenen Ländern wie Afghanistan, Pakistan, Iran und Syrien sowie die Koordinatorinnen des Kommunalen Integrationsmanagements (KIM) nahmen an der Veranstaltung teil. Torben Blome, Bürgermeister der Stadt Lügde, vertrat die Politik. Unter den Teilnehmenden befanden sich Menschen die erst vor wenigen Monaten in Lippe angekommen sind, andere leben schon mehrere Jahre hier oder stehen kurz vor der Einbürgerung. Die Qualifikationen reichten vom Schüler über Schichtleiter und medizinische Fachkraft bis zum Universitätsprofessor.
Die Probleme und Herausforderungen, mit denen Zugewanderte im Kreis Lippe konfrontiert sind, wurden ausführlich erörtert. Einige Teilnehmende bemängelten, dass es eine große Herausforderung sei, eine Wohnung zu finden, da es immer noch zu wenige bezahlbare Angebote gebe. Zudem wurde festgestellt, dass die Mobilität in den ländlichen Gebieten an Wochenenden unzureichend ist. Des Weiteren wurde über Schwierigkeiten bei der Arbeit und die langen Wartezeiten bis zur Anerkennung von Qualifikationen diskutiert. Einige Teilnehmer äußerten, dass die Angebote an Deutschkursen knapp seien und es an Alternativen mangele.
Dies alles sind Themen, bei denen es Verbesserungspotential gibt. Dennoch waren sich alle Teilnehmenden einig, dass es toll ist, nun in einem Rechtsstaat zu leben, in einem Land, in dem man frei leben kann und in dem es keinen Krieg gibt. Sie waren dankbar für die schulische Bildung ihrer Kinder und die Unterstützung durch die örtlichen Behörden, als sie ganz neu in Deutschland waren.
Bürgermeister Blome unterstrich: „Das Beteiligungsforum war eine positive Erfahrung, auch für mich persönlich. Die Anwesenden vermittelten mir größtenteils den ernsthaften Eindruck, dass sie unser Land bereichern wollen, menschlich und mit dem Fleiß ihrer Arbeit in den verschiedensten Berufsfeldern. Natürlich war es für mich auch wichtig, deutlich zu machen, dass das Erlernen der Sprache die Grundlage bildet.”
Das Beteiligungsforum bietet die Gelegenheit, die Teilhabechancen von Menschen mit internationaler Geschichte in Lippe zu verbessern. Dabei unterstützt darüber hinaus das KIM Case Management die Zugewanderten in ihrem Streben nach Integration, insbesondere in Bezug auf Arbeit, Ausbildung, die deutsche Sprache, Gesundheit, soziale Teilhabe sowie den Umgang mit Behörden und anderen Institutionen.
Anmerkung: Die syrische Journalistin Farah Shaheen, die seit 2021 in Deutschland lebt, hat diesen Text geschrieben. Sie studierte an der Universität Damaskus Journalismus und arbeitete für einen Fernsehsender.
Weltfrauentag – Frauen verbinden in Lippe
Veranstaltung im Sommertheater war ein voller Erfolg
Mode in inspirierenden Farben und Formen, mit Henna verzierte Hände, mitreißende Musik und Tanzdarbietungen, beeindruckende Bilder und genähte Objekte, der Weltfrauentag wurde im Sommertheater gelebt, gar zelebriert.
„Die Modenschau, das war irre, diese Farben, diese Muster. Irre!“ Gut 150 Teilnehmende zeigten sich ob des vielfältigen Programms der Veranstaltung begeistert, wie dieser Ausruf einer Teilnehmenden zeigte. Abgerundet wurde das Angebot durch Infostände vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Lippe (KI), Netzwerk Lippe, von Oktober ist Pink und der Ehrenamtsbörse des Kreises Lippe

Farbenpracht und Formenvielfalt, auch die Modenschau wurde begeistert gefeiert.
„Um dieses Veranstaltungsformat realisieren zu können, kooperierte das KI mit der Detmolder Bürgerstiftung, der Stadt Detmold, dem Ensemble Bridge of Sounds, dem Netzwerk Lippe, dem Integrationsrat der Stadt Detmold, dem offenen Nähkreis des Flüchtlingskreises Dörentrup, der DITIB-Gemeinde zu Detmold e.V. und der Modedesignerin Rose Schäfer“, wie Anne Grit Bangura vom KI betonte.
„Wir bei der Bürgerstiftung arbeiten sehr nah am Menschen, kennen oft die Schicksale, die die sie nach Detmold geführt haben“, wie Natali Sudermann herausstellte, „diese Menschen fröhlich lachend mit positiver Ausstrahlung auf der Veranstaltung zu sehen, erfüllt uns großer Freude und Dankbarkeit.“
So vielfältig, wie die Teilnehmenden war auch das Angebot der dreistündigen Veranstaltung. Internationale Kopfbedeckung selber ausprobieren, Hennabemalung, eine Ukrainische Tanzgruppe, Musikeinlagen, eine Bildergalerie sowie eine Kinderecke mit Büchern in verschiedenen Sprachen, die Infostände, eine Ausstellung von selbstgemachten Werken des offenen Nähkreises des Flüchtlingskreises der Gemeinde Dörentrup und die Modenschau der nachhaltigen Modekreationen aus Jeans und afrikanischen Mustern der Modedesignerin Rose Schäfer ließen nicht eine Sekunde langweilig werden.
„Seit 1911 begehen Frauen den ‚Internationalen Tag der Frauen‘, der die bisherigen Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung feiert“, wie Melissa Parlapanos vom KI darlegte, „auch in Lippe wollten wir an diesem Tag Frauen zusammenbringen, gemeinsam Spaß haben und feiern.“ Die Projektziele seien die Förderung von Austausch und Vernetzung der Frauen mit unterschiedlichen Hintergründen sowie die Förderung der Integration, so Parlapanos weiter. Frauen mit und ohne internationaler Familiengeschichte konnten sich in ungezwungener Atmosphäre kennenlernen und Gemeinsamkeiten entdecken.
„Die Kosten für die Veranstaltung wurden durch die Bürgerstiftung Detmold, die Stadt Detmold und den Kreis Lippe abgedeckt“, so Anne-Katrin Edler vom KI, zudem habe es eine großzügige Spende des Lions Club Detmold e.V. gegeben, welche insbesondere für das Honorar der Musiker eingesetzt worden sei. Die Gärtnerei Brüschke aus Lage spendete eine Vielzahl an bunten Tulpen und die Organisatorin von „Oktober ist Pink“, Sabine Mirbach spendete für die Veranstaltung Blumen und leckeren Kuchen. „Dafür und für die vielen helfenden Hände, die zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen haben, bedankt sich Planungsgruppe zum Weltfrauentag, ohne die Hilfe sei die Veranstaltung nicht so bunt und vielfältig möglich gewesen.

Der mitreißende Auftritt der Ukrainischen Tanzgruppe wurde durchdas ehrenamtlichem Engagement der Regisseurin Tatiana Nesterenko aus Odessa möglich.
Im Sommertheater Detmold erlebte Lippe einen triumphalen Weltfrauentag unter dem bewegenden Motto „Frauen verbinden Lippe“, um die erfolgreiche Integration von Frauen in Lippe durch interkulturelle Öffnung und Dialog zu zelebrieren“, so Nilufar Kayumova vom Integrationsrat der Stadt Detmold. „Auch für uns war es eine sehr gelungene Veranstaltung. Es war besonders schön zu sehen, dass viele unserer Teilnehmerinnen sich dabei mit anderen Frauen vernetzt und etwas beigetragen haben. Sie sind regelrecht aufgeblüht. Auch neue Teilnehmerinnen für unser Projekt haben wir kennengelernt und freuen uns auf sie“, sagt Louisa Jacobsen-Angelakis, Projektkoordinatorin des Frauenprojekts PerspektivLotsin vom Netzwerk Lippe.
Diese Veranstaltung soll perspektivisch in den kommenden Jahren immer am 8. März stattfinden, eine Idee, die gut ankam. „Wir Frauen sind mit einem halb vollen Bus aus Kalletal und Extertal gekommen. Nächstes Jahr kommen wir wieder. Dann machen wir den Bus voll!“, wie eine Teilnehmerin in Aussicht stellte.
Kommunales Integrationszentrum feiert Geburtstag
Zehnjähriges Bestehen der Anlaufstelle für Integration im Kreis Lippe
Seit etwas mehr als zehn Jahren bildet das Kommunale Integrationszentrum (KI) des Kreises Lippe eine Basis für gelingende Integrationsarbeit in Lippe. Mit dem Ziel, Teilhabe von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte durch die Unterstützung der Integrationsakteure zu verbessern, ist das KI Ende 2013 gestartet. Seit 2020 ergänzt das vom Land NRW geförderte Kommunale Integrationsmanagement (KIM) das Angebot des KI durch die Möglichkeit, die zugewanderten Menschen in Rahmen eines Case Managements vor Ort in den lippischen Kommunen individuell zu begleiten.
„Dass das Kommunale Integrationszentrum unverzichtbar für die kommunale Integrationsarbeit ist, ist nach zehn Jahren nur noch deutlicher geworden. Mit dem KI haben Zugewanderte und Geflüchtete in Lippe einen zentralen Ort, an welchem Beratungen und passende Integrationskurse vermittelt werden. Diese zielgerichtete Hilfe finde ich sehr wichtig“, betont Landrat Dr. Axel Lehmann. „Meiner Ansicht nach wurde dies besonders in den Krisenjahren, in denen viele Menschen nach Deutschland kamen, deutlich. Aber auch darüber hinaus erleichtert das Kommunale Integrationszentrum die Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene in der Integration maßgeblich“, ergänzt er.
„Seit der Eröffnung im Jahr 2013 leistet das Kommunale Integrationszentrum einen wertvollen Beitrag zur Integration von Zugewanderten und Geflüchteten in Lippe. In den vergangenen Jahren haben wir viele Angebote an den Start gebracht, die sowohl die lippischen Städte und Gemeinden als auch KiTas, Schulen und Ehrenamtliche bei ihrer Arbeit mit den Zugewanderten unterstützen. Einige dieser Angebote sind zu großen Teilen durch das Land NRW gefördert“, sagt Sabine Beine, zuständige Verwaltungsvorständin des Kreises Lippe.
Auch der Laien-Sprachmittlerpool des Kommunalen Integrationszentrums entwickelt sich stetig weiter. Mittlerweile umfasst er knapp 170 ehrenamtliche Personen, die insgesamt rund 40 Sprachen beherrschen. Sie helfen, Sprachbarrieren zu überwinden und unterstützen unter anderem bei Behördengängen sowie Elterngesprächen in KiTa und Schule. Allein im Jahr 2023 wurden sie knapp 1700 Mal angefragt.
„Mehr als 800 Eltern mit Zuwanderungsgeschichte haben zum Beispiel bislang von den Bildungsprogrammen ‚Griffbereit‘ und ‚Rucksack‘ profitiert. Mit beiden Programmen fördert das KI mithilfe eigens ausgebildeter Elternbegleiterinnen und -begleitern Mehrsprachigkeit und ebnet Eltern mit Zuwanderungsgeschichte den Zugang zu Bildungsinstitutionen. Jährlich werden außerdem 300 Kinder und Jugendliche im Rahmen einer ‚Seiteneinstiegsberatung‘ an die lippischen Schulen vermittelt“, legt Alexandra Steeger, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums, den Erfolg des KI in Lippe dar.
Die Erweiterung um das KIM trägt darüber hinaus zu einer verbesserten Zusammenarbeit von Behörden, Ämtern und freien Trägern im Integrationsbereich durch Fallanalysen und Vernetzung bei. Das dazugehörige KIM Case Management übernimmt die operativen Aufgaben und fokussiert sich auf die direkte Arbeit mit den Zugewanderten, definiert Ziele und identifiziert etwaige Lücken im Unterstützungssystem. In einem zweiten Schritt werden die Angebote des KIs bei Bedarf entsprechend angepasst. Auf diese Weise unterstützt das KIM Case Management zugewanderte Menschen in Lippe besonders gezielt und auf den individuellen Bedarf abgestimmt.
Insgesamt gibt es 54 Kommunale Integrationszentren in ganz Nordrhein-Westfalen, die von den jeweiligen Kreisen oder kreisfreien Städten betrieben und vom Land NRW gefördert werden. „Dass das KI ein verlässlicher Partner ist, zeigte sich nicht nur in den Jahren 2016 und 2022, als viele Menschen aus Krisenregionen nach Deutschland kamen. Es ist dem KI gelungen, dass über Migration auch dann gesprochen wird, wenn es keine Krise zu bewältigen gibt“, schließt Alexandra Steeger ab.
Bild-Beschreibung: (Symbolfoto) Mütter, die am „Rucksack“-Bildungsprogramm teilnehmen, besuchen den Lagenser Wochenmarkt (Foto: Kreis Lippe)
Sekundarschule Horn-Bad Meinberg gewinnt den Heimatpreis
Heute aus gestern für morgen: Projektgruppe forscht zu Franz Hausmann
Überzeugter Verfechter des Frauenwahlrechts und der optimalen Schulbildung für alle, schlechter Redner, Gegner des fürstlichen Jagdrechts, Tierfreund und überzeugter Demokrat, das beschreibt Franz Hausmann, doch wo findet man das und vor allem, wen interessiert es? Eben die letzten beiden Fragen stellte sich die Projektgruppe HausmannReloaded der Sekundarschule Horn-Bad Meinberg vor dem Denkmal stehend und suchte Antworten.
Für diese Arbeit wurde der Projektgruppe nun der Heimatpreis der Stadt Horn-Bad Meinberg in Höhe von 2.500 Euro zugesprochen, eine Entscheidung, die von HausmannReloaded begeistert aufgenommen wurde.
„Bis auf die wenigen Angaben auf dem Denkmal und dem Straßenbild findet man nichts zu Franz Hausmann“, moniert Melda Aydin, Schülerin im Projektkurs, weder den Einheimischen noch den Touristen werde klar, wie bedeutend der Politiker tatsächlich war. Doch auch wenn die Informationen gesammelt worden sind, wie bringt man sie an die Interessierten? „Schon von Anfang an beschäftigte sich die Projektgruppe mit der Definition der Zielgruppen und den dafür geeigneten Medien“, so Dr. Frank Oliver Klute vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises, der die Projektgruppe gemeinsam mit dem Lehrer Leonard Gödde leitet, um so Hausmann und seine Ideale wieder präsenter zu machen.
So wurde nicht nur in verschiedenen Büchern nach Informationen gesucht, auch im Landesarchiv und dem Kirchenarchiv der Horner Kirchengemeinde wurde nach Angaben zu Hausmann gesucht. „Wir konnten das Heiratsdatum ebenso verifizieren wie die Angaben zu seinen Kindern“, erklärte Gödde, „die Schülerinnen und Schüler stellten sich den Herausforderungen der Sütterlinschrift ebenso wie die damals typischen Ausdrucks und Stils der Texte.“ Darüber hinaus ergaben sich auch Erkenntnisse zum Leben des ausgehenden 19.Jahrhunderts. „Wenn die Familien kein Geld hatten, konnten die Kinder auch mit Talent keine höheren Schulen besuchen“, stellte Merle Giebe, Teilnehmende des Projektes, fest.
Aber auch die Kreativität der Teilnehmenden wurde gefordert. Denn die Projektgruppe will gerade auch für Jugendliche den Demokraten Hausmann zugänglich machen. „Es wurde ein Drohnenvideo vom Denkmal gedreht und eingesprochen, wir erstellen kleine Sequenzen für Instagram und schreiben Artikel für die Homepage.“, erläuterte Aydin, diese seien dann per QR-Code am Denkmal abrufbar. Zudem sei mit Hilfe des Heimatvereins Horn eine Infotafel zu Franz Hausmann erstellt worden, die dann in der Nähe des Denkmals über den Horner Demokraten und Juristen informiere, so Giebe ergänzend.
„Es ist nicht leicht, eine so spezielle Projektgruppe im Schulalltag zu verankern“, wie Gödde erläuterte, so habe es durchaus organisatorische Herausforderungen gegeben, die eine kontinuierliche und stringente Arbeit behinderten. Mit einer neuen Gruppe aus anderen Jahrgängen will die Schule nun dem Projekt optimalere Bedingungen bieten.
Auch die Schulleitung ist begeistert, dass das Engagement der Projektgruppe HausmannReloaded mit dem Heimatpreis gewürdigt wurde. „So können wir den Teilnehmenden Exkursionen ermöglichen und auch bei der Produktion der verschiedenen Informationsmedien professionelle Wege beschreiten“, wie Schulleiterin Ruth Symann abschließend feststellte, Hausmann stehe für die demokratischen Grundwerte und biete sich damit als Orientierung für die Schule an.
Bild-Beschreibung: Merle Giebe, Dr. Frank Oliver Klute, Melda Aydin, Johannes Gediken, Ruth Symann sowie Leonard Gödde freuen sich über den Heimatpreis und sehen ihn als Ansporn für die weitere Arbeit.
Hybride Deutschkurse des Kommunalen Integrationszentrums durch Robert Bosch Stiftung gefördert
Neues Sprachkursformat in Lippe
Ein Flächenkreis mit überschaubarem ÖPNV-Angebot, ein großer Bedarf an passenden Deutschkursen und eine strikte Förderpolitik des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) – die Gelingensbedingungen für Deutschkurse im Kreis Lippe sind nicht optimal.
Durch die Förderung des Projektes Land.Zuhause.Zukunft der Robert Bosch Stiftung und der Universität Hildesheim konnte das Kommunale Integrationszentrum des Kreises, begleitet durch das Beratungsunternehmen Ramboll, ein innovatives Sprachkurskonzept entwickeln. „Für die Realisierung das Konzept des hybriden Deutschkurses konnten nun mit einem weiteren Förderbescheid die notwendigen Mittel für zwei Kurse nach Lippe geholt werden“, freut sich Projektleiter Dr. Frank Oliver Klute.
In dem Konzept werden drei Räumlichkeiten mit Übertragungstechnik zusammengeschaltet, die Lehrkraft wechselt dabei turnusgemäß an den drei Orten durch. Durch diese Mischung aus Präsenz- und Onlineunterricht können die Menschen vor Ort mit kurzen Wegen an den Kursen teilnehmen, treffen und helfen sich untereinander, können sich durch die Technik auch mit allen anderen in Realzeit austauschen und haben zudem den regelmäßigen Austausch mit der Lehrkraft vor Ort.
„Mit den knapp 50.000 Euro Förderung der Robert Bosch Stiftung können wir zwei Sprachkurse realisieren“, freute sich Verwaltungsvorständin Sabine Beine, es werde mit einem B1- Kurs noch im Februar gestartet dann folge im Sommer ein Alphabetisierungskurs.
So werden Sprachkursangebote realisiert, die die individuellen Sprachniveaus der Teilnehmenden berücksichtigen und für die es sonst von der Teilnehmendenzahl in den kleineren Kommunen keine Möglichkeit gäbe. So können beispielsweise für jeweils fünf Teilnehmende in drei Kommunen trotzdem ein notwendiges Angebot zusammengestellt werden. „Damit auch weitere Kurse in anderen Kommunen angeboten werden können, wollen wir, mit Unterstützung von Ramboll und der Robert Bosch Stiftung, beim BAMF eine Zertifizierung erreichen“, erläutert Dr. Klute, das diene dann der Nachhaltigkeit und überwinde zudem die Nachteile im ländlichen Raum bei den Kursangeboten.
„Jede Person, die wir mit diesem zusätzlichen Angebot erreichen können, hilft, die Integration in den Kommunen voranzutreiben“, so der Projektleiter, das helfe bei der Arbeitsaufnahme, den Gesprächen mit Kita und Schule sowie beim Miteinander im Wohnort.
„Durch dieses neue Kursformat, das wir gemeinsam mit den Volkshochschulen und dem Netzwerk Lippe umsetzen, können insbesondere die kleineren Kommunen unterstützt werden, da dort vor Ort zumeist die Mindestteilnehmendenzahlen für BAMF-geförderte Kurse nicht erreicht werden können“, wie Beine abschließend betonte.
Bild-Beschreibung: Symbolbild