Erfolgreicher Start für den „Runden Teppich“ in Blomberg

Selbsthilfegruppe jetzt in sechs lippischen Kommunen vertreten

Knapp 20 Teilnehmerinnen aus fünf Nationen haben das erste Treffen des „Runden Teppichs“ im Blomberger SOS-Beratungszentrum zu einem vollen Erfolg werden lassen. Margit Monika Hahn vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Lippe (KI) sowie Funda Aksu und Ibtissam Amrous sahen ihre Bemühungen im Rahmen der Vorbereitung des Angebotes in der Nelkenstadt angesichts der großen Nachfrage daher vollends bestätigt.

Angebot jetzt auch in der Nelkenstadt verfügbar: Margit Monika Hahn, Ibtissam Amrous, Funda Aksu und Beatrix Schröder (hinten, von links) freuen sich mit den Teilnehmerinnen über den gelungenen Start des runden Teppichs in Blomberg.

Mit dem „Runden Teppich“ in Blomberg sei die Idee der professionell geleiteten Selbsthilfegruppe nun in sechs Lippischen Kommunen vertreten, freute sich Hahn. So können auch in Blomberg integrierte Deutschkurse und verschiedene Beratungen mit Fachkräften angeboten werden. „Wir informieren beispielsweise über Behörden, das deutsche Gesundheits-, Bildungs- und Ausbildungssystem sowie über die Ernährung oder die Umwelt“, so Hahn weiter.

Gerade die neu zugewanderten Frauen würden sich freuen, Kontakt zu anderen Menschen aufbauen zu können, betonte die Projektkoordinatorin. Angesichts der unterschiedlichen Sprachkompetenzen sei es wichtig, dass bei den Treffen übersetzt werden könne. Gern sähen die Teilnehmerinnen und die Leiterinnen, dass auch Mütter ohne Migrationshintergrund an den Treffen teilnähmen, wie Hahn ergänzte, damit die internationale Verständigung funktioniere. Zudem seien die Ziele bei der Erziehung der Kinder gleich, „alle Eltern wollen, dass ihre Kinder in der Schule erfolgreich sind und eine erbauliche Zukunft haben werden, völlig unabhängig vom Herkunftsland“, so Hahn weiter. Die Koordinatorin des offenen Bereichs im SOS-Beratungszentrum, Beatrix Schröder, freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem „Runden Teppich“. „Es ist schön, viele verschiedene Kulturen im Haus zu haben“, so Schröder. Daher passe das Angebot wunderbar ins Konzept des offenen Bereichs und ergänze außerdem wunderbar das internationale Frühstüchscafé des SOS-Beratungszentrums, findet die Koordinatorin.

Die Treffen des „Runden Teppichs“ finden alle vierzehn Tage, immer in den geraden Kalenderwochen, im SOS-Beratungszentrum in der ehemaligen Grundschule am Paradies, Holstenhöfer Straße 4, von 9 bis 11 Uhr statt. Für die Betreuung der Kinder während des Treffens ist eine Babysitterin anwesend. Das nächste Treffen ist am 30.November.

Weitere Informationen können bei Margit Monika Hahn unter Tel.: 05231-6222660 oder unter M.Hahn2@kreis-lippe.de eingeholt werden.

Rucksackprogramm wächst weiter

Kommunales Integrationszentrum Lippe zertifiziert neue Elternbegleiterinnen

Eltern dabei helfen, die allgemeine und schulische Entwicklung ihrer Kinder bestmöglich zu fördern: Dies ist das Ziel der Elternbegleiterinnen des Rucksack-Programms des Kommunalen Integrationszentrums Lippe (KI). Gleich neun engagierten Frauen wurde jetzt ihr Zertifikat als Elternbegleiterin im Bereich Rucksack-Kita überreicht. „Das Rucksack-Programm ist ein Elternbildungsprogramm, das die Erziehungskompetenz der Eltern steigern und gleichzeitig die Mehrsprachigkeit der Kinder fördern soll. Der Kreis der professionell fortgebildeten Kräfte wächst“, freut sich Anne Grit Bangura, die das Programm Rucksack-KiTa beim KI leitet.

 

Alexandra Steeger, Thomas Frank, Anne Grit Bangura und Margit Monika Hahn vom Team des KI (unten v. rechts) freuen sich mit Lilli Muss, Inna Suckau, Leyla Keskin-Yolcu, Hedda Afli, Laila Kanat, Olga Dück, Anna Karadan sowie Tatjana Schulz (v. links) über die erfolgreiche Zertifizierung.

Hintergrund: Damit es kein Nachteil mehr ist, wenn die Muttersprache der Kinder nicht Deutsch ist, gibt es in Lippe das „Rucksack-Programm“. Ähnlich wie bei der „Rucksack-KiTa“, steht auch bei der „Rucksack-Schule“ die Zweisprachigkeit der Kinder im Vordergrund. Derzeit läuft das Programm Rucksack-KiTa in 15 KiTas beziehungsweise Familienzentren und das Programm Rucksack-Schule in fünf Grundschulen in Lippe.

Wöchentlich kommen Eltern aus unterschiedlichen Herkunftsländern unter Anleitung der Gruppenleiterinnen zusammen und sprechen gemeinsam über die Erziehung ihrer Kinder. Anhand spezieller Übungsmaterialien bekommen die Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder zuhause in ihrer Herkunftssprache spielerisch zu fördern. „Die thematische Förderung wird nach Absprache mit der KiTa parallelisiert, sodass die Kinder ihren Wortschatz nicht nur in Deutsch, in der KiTa, erweitern, sondern praktisch die gleichen Vokabeln auch in der Herkunftssprache ihrer Eltern erlernen“, so Anne Grit Bangura. „Unser Ziel ist es, auch im Hinblick auf die Umsetzung des Zukunftskonzeptes Lippe 2025, das Rucksack-Programm in allen 16 lippischen Kommunen zu etablieren“, erklärt Alexandra Steeger, Leiterin des KI. „Es ist bereits erwiesen, dass Menschen, die mehrsprachig aufgewachsen sind, leichter grammatikalische Strukturen und ähnliche Wörter in anderen Sprachen erkennen können“, fügt Margit Monika Hahn, Mitarbeiterin des KI, an.

Sowohl für Rucksack-Schule als auch für Rucksack-KiTa werden weitere engagierte Elternbegleiter gesucht. Bewerber melden sich bitte bei Anne Grit Bangura (KiTa) unter Tel.: 05231/62-2801 oder bei Nesrin Bartel (Schule) unter Tel.: 05231/62-2700.

Das Kommunale Integrationszentrum bietet Vortrag zum sprachsensiblen Unterricht

„Das Teuerste sind Rückrufaktionen“

Detmold. [fok] „Wer nie Deutsch gelernt hat, macht sich keinen Begriff, wie verwirrend diese Sprache ist.” Mit diesem Mark-Twain-Zitat eröffnete Prof. Josef Leisen seinen vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Lippe organisierten Vortrag zum sprachsensiblen Fachunterricht. Über 100 interessierte Lehrerinnen und Lehrern folgten den Ausführungen in der Mensa des Dietrich-Bonhoeffer-Berufskollegs in Detmold.

 

Prof. Josef Leisen verstand es mit seinem Vortrag das Publikum für seine Thesen zu begeistern.

 Mit diesem Blick eines Amerikaners auf die deutsche Sprache, der unter anderem an den im Englischen unbekannten Fällen, der unlogischen Zuordnung der Geschlechter sowie an langen zusammengesetzten Hauptwörtern und vor allem an der Verbstellung verzweifelt, schärfte der ehemalige Seminarleiter den Blick für die Hürden beim Spracherwerb und damit auch der Fachsprache.

Die Heterogenität des Sprachstandes innerhalb einer Klasse umfasste Leisen mit „jeder von Ihnen hat eine bunte Mischung von Sprachlernbedingungen“. Diese ergebe sich aus der sprachlichen, fachlichen und kulturellen Heterogenität. Das müsse von den Lehrerinnen und Lehrern realisiert werden. So sei es wichtig zu lernen die Aufgaben mit den Augen der Schülerinnen und Schüler zu sehen und entsprechend anzupassen. „Wer scheitert woran, das muss ich diagnostizieren“, so sein Credo. Die unerlässliche Reaktion sei es, wie Leisen weiter ausführte, mit unterschiedlichen, angemessenen Materialien und Aufgaben den entsprechenden Sprachständen zu begegnen, damit die Schülerinnen und Schüler weder über- noch unterfordert würden. Die kalkulierte Herausforderung ermögliche den gewünschten Lernerfolg.

„Das Teuerste sind Rückrufaktionen – auch im Unterricht“. Eine entsprechende, den Leistungen der Schülerinnen und Schüler angemessene, Verwendung von Sprache spare, entgegen den Vorurteilen, Zeit. Gerade zusätzliche Erklärungen oder spontane Wortschatzerweiterungen seien die wahren Zeitdiebe und nicht die Vorbereitung individualisierter Materialien.

Mit derselben Vehemenz, mit der Leisen herausstellte, dass die Fachlehrer nicht für den Deutschunterricht verantwortlich seien, betonte er „das Verstehen im Fach gehört in die Hand des Fachlehrers.“ Das fachbezogene Lesen und Schreiben könne nur der Fachlehrer vermitteln, da nur diese über die spezifischen sprachlichen Anforderungen beispielsweise des Physikunterrichts im Bilde seien.

Mit dem Blick auf die Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund machte Leisen den geringen Wortschatz als ein Hemmnis für den Erwerb der Fachsprache aus. Es sei gerade die doppelte Halbsprachigkeit, bei der auch die Herkunftssprache nicht vollständig beherrscht werde, die den schulischen Erfolg verhindere. „Eine gut ausgeprägte Familiensprache ist die beste Basis für das Erlernen einer Fremdsprache“, so sein Fazit.