Alter und Migration – Ein Blick auf Pflege und Gesundheit

Fachtagung im Kreishaus

Seit Jahren ist bekannt, dass es durch den demographischen Wandel immer mehr alte und pflegebedürftige Menschen in Deutschland, und damit auch im Kreis Lippe, geben wird. Dass dadurch Herausforderungen im Bereich der Pflege im Alter entstehen, gilt in besonderem Maße für Familien mit Einwanderungsgeschichte.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen zu können, wird am 11. Mai ab 13 Uhr im Raum 404 des Parlamentarischen Bereichs des Kreishauses eine Fachtagung mit vielen Informationen zur kultursensiblen Versorgung im Alter stattfinden.

Verschiedene renommierte Referierende konnten für die Fachtagung gewonnen werden. So wird die Soziologie-, Erziehungs- und Gesundheitswissenschaftlerin Prof. Dr. Dr. Hürrem Tezcan-Güntekin die Kultursensible Versorgung im Kontext Alter, Pflege und Migration auch in ihrer Bedeutung darlegen. Wie die Praxis dazu aussehen kann, wird Ralf Krause, mit dem Konzept des DRK-Multikulturellen Seniorenzentrums Haus am Sandberg in Duisburg aufzeigen. Dass die Herausforderungen einen durchaus relevanten Bevölkerungsanteil Lippes betrifft, wird Anne Loke mit statistischen Daten hervorheben.

„Das Kommunale Integrationszentrum hat sich gemeinsam mit den Fachgebieten Gesundheit und Pflege bereits vor fünf Jahren auf den Weg gemacht und das Thema ‚Gesundheit, Alter und Migration‘ in sein Portfolio mit aufgenommen“, wie Anne-Kathrin Edler vom Organisationsteam erläuterte. Mit dem aktuellen Fachtag solle an die bereits erfolgten Veranstaltungen angeschlossen werden.

„Wir haben uns ganz bewusst für eine Hybridveranstaltung, also einer Kombination aus Präsenz- und Onlinezugang entschieden“, so Edler, „damit wirklich alle Interessierte daran teilnehmen können“. Eine Anmeldung zu der Veranstaltung ist notwendig und kann auch unter 05231 621476 oder a.edler@kreis-lippe.de erfolgen. Den Flyer zur Veranstaltung finden Sie hier.

Senioreneinrichtungen sollen sich multikulturell aufstellen

Karolinenheim stellt sich den Herausforderungen

Das Landesförderprogramm ‚Guter Lebensabend in NRW‘ ermöglicht es 32 Modellkommunen zu erarbeiten, wie Seniorinnen und Senioren mit Migrationsgeschichte bestehende Einrichtungen und Angebote besser nutzen, wie Hemmschwellen gesenkt werden können. Der Kreis Lippe ist mit dabei.

Ein erfolgreiches Team auf dem Weg zum kultursensiblen Karolinenheim: Anne-Kathrin Edler, Janine Berg und Harm-Hendrik Möller.

Das Karolinenheim in Lage ist eine der Einrichtungen, die sich auf den Weg hin zur kultursensiblen Pflegeeinrichtung machen. Anne-Kathrin Edler und Janine Berg vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Lippe (KI) beantragten und betreuen das Landesprojekt in den Lippischen Modellkommunen Lage, Lügde und Oerlinghausen arbeiten eng mit den Einrichtungen wie dem Karolinenheim zusammen.

Die ländlichen Strukturen und der Anteil der älteren Menschen mit Migrationshintergrund seinen Kriterien für die Auswahl gewesen, wie Edler erläuterte, „der Großteil in dieser Personengruppe über 65 kommen aus der Türkei.“ Bewohner aus der ehemaligen Sowjetunion und aus EU-Ländern seine bereits im Karolinenheim, so der Leiter Harm-Hendrik Möller, „aber nur ein Mensch mit türkischen Wurzeln wohnte hier.“ Deshalb wolle sich das Karolinenheim dem Thema kultursensible Pflege für die Menschen mit Migrationsgeschichte aus dem türkischen Raum öffnen.

Das Karolinenheim ist die erste Einrichtung die beim Projekt ‚Guter Lebensabend NRW‘ mitmacht und die interkulturelle Öffnung vorantreiben möchte. Dies geschieht auf mehreren Wegen. „So planen wir auch einen Tag der offenen Tür für Juni 2022, der primär die türkische Community in Lage ansprechen soll“, erklärt Möller.

Das KI unterstützt entsprechend auch das Karolinenheim bei seinen Vorhaben. „Von der Einrichtung wird Info-Material gewünscht, welches vor und bei der Aufnahme von Menschen mit Migrationsgeschichte genutzt werden kann“, so Berg, ebenso werde derzeit von ihnen ein kultursensibler Fragebogen zur Aufnahme in einer Pflegeeinrichtung erarbeitet, der dann vom KI kostenlos zur Verfügung gestellt werde.

Bei allen Materialien und Planungen gehe es nicht nur um sprachliche Herausforderungen, ergänzte Edler, sondern auch um kulturelle und persönliche Hintergründen der Menschen. „Wir wollen Denkanstöße für beide Seiten geben“, wie Berg betonte, so müssten beispielsweise die Einrichtungen ihre Arbeit transparenter machen, damit ihre Angebote die Menschen mit Migration erreichten.

Die kultursensible Pflege geht auf die individuellen Bedürfnisse der Menschen in den Einrichtungen stärker ein und berücksichtigt die entsprechenden Eigenheiten. „Ein selbstbestimmtes Leben steht für uns an oberster Stelle“, so Möller abschließend, die interkulturelle Öffnung helfe dabei.