OWL-Treffen der Courage-Schulen mit steigendem Interesse

‚Klassismus‘ und ‚Antiziganismus‘ weitere Themen

Gespannt folgen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Ausführungen Rico Grimms zum Klassismus.

Bielefeld/Lippe. [fok] „Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen.“ Mit diesem Zitat des US-amerikanischen Großinvestors Warren Buffett stieg der Referent Rico Grimm in seine Ausführungen zum ‚Klassismus‘ beim Regionaltreffen der Schulen ohne Rassismus, Schulen mit Courage in OWL ein, in denen er den in diesem Jahr schon knapp 120 Anwesenden verdeutlichte, dass „Einkommen und Bildung in Deutschland immer stärker vererbt werden.“

In ihrer Begrüßung betonte Nilgün Isfendiyar, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums der Stadt Bielefeld, die Ziele des alljährlichen Regionaltreffens der Courage-Schulen hin „Wir möchten uns mit unterschiedlichen Formen der Diskriminierung beschäftigen, Faktenwissen vermitteln, uns austauschen, Anregungen geben und neue Ideen sammeln.“ Neu sei das Thema ‚Klassismus‘, die Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft, bei den Couragschulen, so Isfendiyar, zur Einführung des Themas konnte Rico Grimm, Journalist und Chefredakteur des Online-Magazins Krautreporter gewonnen werden.

Isfendiyar wies zudem eindrücklich darauf hin, dass das kommende Jahr zum Jahr der Demokratie erklärt worden sei und die Schulen bei Aktionsideen dazu umfangreiche Unterstützung durch die Regional- und Landeskoordinationen bekommen könnten.

Die Workshops ‚Hate Speech im Netz‘, ‚Liebe kennt keine Grenzen‘, ‚Vernetzen, aber wie?‘, ‚Ausgrenzung hat viele Gesichter – wir auch‘ und ‚Gekonnt gegen Antiziganismus handeln‘ des KI Lippe ergänzten das Thema ‚Klassismus‘ des Vortrags.

Wie weit die Benachteiligung aufgrund der sozialen Herkunft geht, legte Grimm anhand verschiedener Themenstränge dar. So sei die Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes bei gleichzeitiger Senkung des Spitzensteuersatzes eine massive Umverteilung von unten nach oben gewesen. „Es sind die Armen, die die Zeche zahlen“, so Grimm. Wie leicht man durch eine Trennung und Verlust der Arbeitsstelle in die Obdachlosigkeit gelangen kann, stellte der Journalist ebenso eindrücklich dar wie das Dilemma, in dem die Betroffenen sich dann befinden. „Ohne Wohnung keine Arbeit und ohne Arbeit keine Wohnung“, fasste Grimm zusammen.

Doch dann gehe es mit der Diskriminierung weiter. Wohnungslose sollen nicht präsent sein. Der Innenstadtbereich werde für diese Bevölkerungsgruppe immer lebensfeindlicher gestaltet, bis hin zu einer „defensiven Architektur“, die beispielsweise verhindere, dass Ruhebänke in Innenstädten als Liegefläche von Obdachlosen genutzt werden könnten, wie Grimm ausführte. Eine hohe soziale Mobilität wie in den 70er Jahren sei für Deutschland fundamental wichtig, damit der Bevölkerung vermittelt werden könne, dass man es mit harter Arbeit auch wirklich zu etwas bringen könne, so sein Fazit.

Dass das Konzept mit den diesmal fünf Workshops, dem Vortrag und den Austauschmöglichkeiten honoriert wird, verdeutlichen die Kommentare auf den Feedbackkarten. So freute sich das Team, dass die Ansprache der Lehrerinnen und Lehrer ebenso geschätzt wurde wie die der Schülerinnen und Schüler. Der Input durch die Workshops und den Vortrag wurde gelobt, nur an der Zeit für die wichtige Vernetzung habe es ein wenig gehapert.