Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts durch Kommunales Konfliktmanagement

Konflikte sind völlig normal und bieten Chancen

Zwei Mitarbeiterinnen des Kreises Lippe nehmen an dem Projekt ‚Kommunales Konfliktmanagement fördern- Teilhabe und Integration‘ der Hochschule Niederrhein teil. Finanziert wird dies von der Stiftung Mercator und dem Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration (MKJFGFI) des Landes Nordrhein-Westfalen.

Anne Grit Bangura und Linda Paul mit ihrer Ernennungsurkunde als Konfliktmanagerinnen.

Spannungs- und Konfliktfelder sind in der Integrationsarbeit vielfältig vorhanden, oftmals werden Konflikte als destruktiv wahrgenommen. Mit Anne Grit Bangura und Linda Paul hat das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Lippe nun zwei ausgebildete Konfliktmanagerinnen, die eine Koordinierende Konfliktanlaufstelle im Kreis Lippe bilden. Sie wollen den konstruktiven Umgang mit Konflikten im Kreis Lippe fördern.

Nach Abschluss einer einjährigen Ausbildung bekamen Frau Bangura und Frau Paul ihre Zertifikate von der Hochschule Niederrhein ausgestellt. Nun geht das Projekt in eine zweijährige Implementierungsphase über.

In einem festlichen Rahmen stellten die beiden eine von neun Expertisen vor, in denen inhaltliche Ideen zur Umsetzung eines lippischen Konfliktmanagements präsentiert wurden.

„Konflikte sind etwas Normales und zeigen, frühzeitig wahrgenommen, dass etwas nicht stimmt“, so Bangura zu ihrer Haltung. Konflikte werden von den KI Mitarbeiterinnen als eine Chance zur Entwicklung gesehen. Im Rahmen ihrer Tätigkeit als Konfliktmanagerinnen bieten Bangura und Paul Beratung und Qualifizierung für Fachkräfte, Zugewanderte und das Ehrenamt an.

Eine Analyse verschiedener Konfliktfälle ermöglicht eine konkrete Einschätzung der Situation, woraus ein Angebot für die Konfliktbeilegung entwickelt wird. Durch die einzelnen Bausteine des Konfliktmanagements sollen die Menschen im Kreis Lippe befähigt werden Konflikte selbstständig zu lösen.

„Wir schätzen die Meinungsfreiheit in Deutschland“

Erstes Beteiligungsforum des Kommunalen Integrationsmanagements

Was sind Ihre Wünsche, zum Beispiel an die Politik? Was fiel beim Ankommen in Lippe leicht und was war schwierig? Wie könnten die Dinge besser laufen? Mit diesen Leitfragen lud das Kommunale Integrationsmanagement des Kreises Lippe (KIM), die Menschen, die aus dem Ausland nach Lippe zogen und Menschen mit internationaler Familiengeschichte ins Kreishaus.

„Von der Vielfalt und der Qualität der uns gegenüber geäußerten Hinweise waren wir sehr angetan“, so das Team KIM, das mit diesen Hinweisen der Betroffenen Veränderungen vorantreiben könne.

Ein Teil der Arbeitsergebnisse im Beteiligungsforum.

Kritische Töne konnten in der Veranstaltung festgestellt werden. So sei der Eindruck, dass es Bevorzugungen einiger Zuwanderungsgruppen bei den Integrationsbemühungen gebe, häufiger geäußert worden, so das KIM Team, „zudem wurde bedauert, dass man nur wenig Kontakt zu der Aufnahmegesellschaft findet“.

Von den Teilnehmenden wurde darüber hinaus kritisiert, dass die Sprachkurse zu divers seien und man deshalb langsamer lerne. Bei den unterschiedlichen Sprachständen könne die jeweilige Lehrkraft zudem nicht optimal fördern, so die Erfahrung der Teilnehmenden. Darüber hinaus wurde der erschwerte Zugang zum Arbeitsmarkt, auch auf Grund von Praktikum- und Arbeitsverboten und unklaren oder unpassenden Angeboten als Hemmnis genannt. „Die Herausforderungen durch die fehlende Mobilität auf dem Land war für die Teilnehmenden ebenfalls ein wichtiges Thema“ ergänzte das Team, dies verhindere oftmals die Arbeitsaufnahme oder den Besuch der notwendigen Sprachkurse.

Aber es ist nicht alles schlecht, stellten die Teilnehmenden fest. Von der schnellen Aufnahme in das Gesundheitssystem und die Schulen über den Zugang zu kostenlosen Sprachkursen, die generell Möglichkeit kostenlos Sprachkurse zu besuchen und die demokratischen Freiheiten bis zu der sofortigen Abdeckung der Grundbedürfnisse gingen hier die Themen. Die Teilnehmenden sprachen im Kreishaus von einem „Demokratieerlebnis“. Zum ersten Mal würden sie gehört werden und könnten sich über Schwierigkeiten von Neuzugewanderten mitteilen.

Für die nächste Veranstaltung wünschten sich die Teilnehmenden, dass auch die Politik vertreten sein sollte und dass das Beteiligungsforum und die Beratung in einem möglich sein sollten. „Dies Format machte deutlich, dass es viel Kommunikationsbedarf gibt, dass an einigen Stellschauben mit wenig, an anderen mit deutlich mehr Aufwand gedreht werden muss, um die Einwanderung in Lippe zu optimieren“, wie das Team KIM abschließend hervorhob, aber auf beiden Seiten sei die Bereitschaft gegeben konstruktiv daran mitzuwirken. Auf jeden Fall werde diese Veranstaltung auch weiterhin angeboten werden.

Sprachbildung mit individuellem Lernerfolg ein voller Erfolg

Austauschtreffen zeigt den umfangreichen Nutzen des ehrenamtlichen Engagements

„War das interessant! Ich habe so viele Anregungen, Ideen und Tipps für meine Arbeit mitgenommen.“ „Endlich lerne ich mal die anderen SmiLeys kennen!“ „An meiner Schule läuft das ganz anders!“ „Mich hat mein erster Kontakt mit ‚meinem‘ Kind so berührt. Da war so viel Dankbarkeit, Strahlen und ein selbst gemaltes Bild habe ich auch geschenkt bekommen.“

Die ehrenamtilchen Kräfte genossen den intensiven Austausch untereinander beim Treffen der SmiLeys.

Nach fast drei Jahren pandemiebedingter Zwangspause trafen sich die im Projekt SmiLe ehrenamtlich tätigen Menschen, um bei Kaffee und Kuchen in den gemütlichen Räumlichkeiten der „Alten Remise“ in Lemgo ins Gespräch zu kommen. Beate Becker vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Lippe (KI) betreut das Projekt „SmiLe – Sprachbildung mit individuellem Lernerfolg“, und freute sich, dass doch viele der insgesamt 30 Aktiven zum Treffen kamen.

Im SmiLe-Projekt lernen einzelne zugewanderte Kinder oder auch kleine Gruppen von Schülerinnen und Schülern einmal in der Woche mit einer erwachsenen Person Deutsch. „Das kann auf vielfältige Art und Weise geschehen: spielerisch oder auch eher in Form von Nachhilfeunterricht“, so Becker. wie die Förderung aussehen solle, entscheide die Klassenleitung zusammen mit der ehrenamtlichen Kraft, die sich mit ihren Fähigkeiten und Ideen immer einbringen könne.

Die Ehrenamtlichen sind zwischen Mitte Zwanzig und Mitte 70 Jahre alt und bringen unterschiedlichste berufliche Hintergründe mit. „Um als ‚SmiLey‘ tätig zu sein, bedarf es keiner professionellen pädagogischen Ausbildung“, betonte Becker die Arbeitsumstände, „zudem werden die Smileys möglichst wohnortnah im Kreisgebiet in allen Schulformen eingesetzt“.

Die Schulen begrüßen diese Art der Unterstützung sehr, denn das KI übernimmt die Organisation, schult die Ehrenamtlichen und führt Austauschtreffen durch. „Wer am meisten Nutzen aus dieser Art des ehrenamtlichen Engagement zieht, ist schwer zu sagen“, freut sich die Koordinatorin, die Klassenleitung wisse, dass das Kind gut aufgehoben sei und zudem noch Deutsch lerne, die ehrenamtliche Kraft sehe, dass sie eine sinnvolle Aufgabe erfülle und das Kind freue sich auf den Termin in der Woche, in dem ein Erwachsener nur ihm seine volle Aufmerksamkeit und Zeit schenke, mit ihm spiele, man sich etwas erzähle, gemeinsam in einem Buch lese, oder endlich mal in Ruhe das Arbeitsblatt erklärt bekomme oder gar das 1×1 übe.

Das Projekt scheint auf allen Seiten erfolgreich zu sein. Dementsprechend war der Austausch, der zu Beginn von Becker spielerisch angeleitet wurde, sehr rege. Berührende Geschichten zu den Begegnungen mit den Kindern wurden geteilt, aber auch Berichte über praktischen Dinge fanden großen Zuspruch, beispielsweise über die Nutzung einer SprachApp.

Wer sich gern mit Kindern oder Jugendlichen beschäftigt und sie bei der Integration und dem Ankommen hier unterstützen möchte, darf sich gern beim Kommunalen Integrationszentrum bei Beate Becker melden (per Email b.becker@kreis-lippe.de oder telefonisch 05231 – 621493).

Arabischsprachige Kinderbücher für lippische Grundschulen

Muttersprachliche Lektüre hilft auch beim Einstieg in die deutsche Sprache

Claudia Kloock und Beate Becker mit den arabischsprachigen Neuzugängen in der Ausleihbibliothek.

Die Ausleihbibliothek MiKI, Medien im Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Lippe, konnte eins der bundesweit nur 30 Bücherpakete der Stiftung Internationale Jugendbibliothek aus München erlangen und erweitert damit das Gesamtangebot in Lippe.

„Es freut uns“, so Beate Becker vom Bibliotheksteam, dass wir mit unserem Antrag Erfolg hatten“. Gerade das Beherrschen der Herkunftssprache sei ein wichtiger Erfolgsfaktor beim Erlernen der deutschen Sprache und dies könne mit den zwanzig sehr unterschiedlichen neuen Büchern im Angebot nun unterstützt werden.

Neben dem Bücherpaket stehen zudem drei Empfehlungsbroschüren zur Verfügung, in dem die durch Dr. Azad Hamoto und Jochen Weber, Cheflektor in der Internationalen Jugendbibliothek, die wichtigen Trends der arabischsprachigen Kinderliteratur präsentieren.

Die Bücher stehen nun den interessierten Grundschulen im Kreis zur Verfügung. „Über diese 20 neuen Bücher hinaus haben wir auch herkunftssprachliche Literatur in weiteren Sprachen sowie etliche zweisprachige Bücher, die neben Deutsch auch jeweils eine weitere Sprache beinhalten, wie Claudia Kloock, ebenfalls aus dem Büchereiteam, betonte.

Basisschulung Medienmündigkeit hilft bei der Erziehung

KI bietet Informationen zu Bilderbuch, TV, Tablet, Smartphone und Co.

„Alle haben! Alle dürfen! Nur ich nicht!“ Dieser Dreiklang ist vielen Eltern bekannt und oftmals der Auftakt für Streit um die Mediennutzung in der Familie. Die Basisschulung Medienmündigkeit der drei Programme ‚Griffbereit‘, ‚Rucksack Kita‘ und ‚Rucksack Schule‘ des Kommunalen Integrationszentrums des Kreises Lippe (KI) zeigte Möglichkeiten auf und bot Hilfestellung.

Die Teilnehmenden wurden gut von der Medienpädagogin Sabine Schattenfroh (vorn) in die Thematik der Medienmündigkeit eingeführt.

„Wir waren eine sehr gemischte Teilnehmergruppe, bestehend aus den Honorarkräften der drei Programme, pädagogischen Fachkräften, ehrenamtlichen Kräften des Programms ‚Smile‘ und Lehrkräften“, umfasste Anne Grit Bangura, Mitorganisatorin aus dem KI, die Teilnehmenden.

In dieser Schulung ging es um den Umgang mit digitalen Medien in der Altersgruppe bis zehn Jahren. Eine der wichtigsten Feststellungen von Sabine Schattenfroh, Medienpädagogin und Fortbildungsleiterin, war dabei „Medien-Erziehung beginnt im Elternhaus!“ So kam denn auch die Rolle der Eltern als Vorbilder zur Sprache. Wie sieht es mit dem eigenen Medienkonsum aus, definieren die Erziehenden gemeinsam Erziehungsziele mit Regeln, Grenzen und deren konsequenter Einhaltung?

Drüber hinaus seien die Teilnehmenden umfassend informiert worden und hätten Informationsmaterialien zu allen gängigen Sozialmediaplattformen bekommen, so Bangura weiter, „Schattenfroh wusste dabei sehr genau, was Kinder und Jugendliche gerade online tun, was sie gerne spielen und wo sie sich aufhalten.“

Medientagebücher, die notwendige Moderation von Klassen-WhatsApp-Gruppen, damit die Kinder nicht komplett durch die Nachrichtenflut in den Chats überfordert werden, klare, altersentsprechende Grenzwerte für die Medienzeiten, mit vielfältigen Beispielen zeigte die Medienpädagogin auf, wie den beherrschenden Medien entgegengetreten werden kann.

„Es braucht Regeln und Strukturen und man sollte gut informiert sein, um mit digitalen Medien verantwortungsvoll und mündig umgehen zu können“, wie Schattenfroh betonte. Wenn man dann noch dem Kind die drei Z Zeit, Zuwendung und Zärtlichkeit entgegenbringe, man mit ihm spreche und vorlese und eben gute Regeln für die Bildschirme habe, können das Kind beispielsweise gut in die Schule starten.

„Wir konnten mit der Veranstaltung einen Impuls zur weiteren Reflexion setzen, denn alle Anwesenden haben die Ausführungen von Sabine Schattenfroh mit großem Interesse verfolgt“, schloss Bangura ihr Fazit, „informiert zu sein ist der Schlüssel für einen mündigen und maßvollen Umgang mit Medien. Ich möchte weitere Eltern und Fachkräfte gerne ermutigen, sich die Zeit für die Auseinandersetzung mit dem Thema Medienmündigkeit zu nehmen.“

Neue Qualifizierungsreihe der Programme Griffbereit, Rucksack Kita und Rucksack Schule

Das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Lippe plant eine weitere Qualifizierungsreihe für die Programme „Griffbereit“, „Rucksack Kita“ und „Rucksack Schule“. Der erste Termin findet im April 2023, kurz nach den Osterferien statt. Vorab haben interessierte Personen an zwei Terminen die Möglichkeit sich digital über die Inhalte der Programme zu informieren. Die Informationsveranstaltungen finden am Montag, den 13.02.2023 um 10:00 Uhr und am Montag, den 13.03.2023 um 17:00 Uhr über Zoom statt. Ansprechen möchten die Koordinatorinnen der Programme zum einen Menschen mit internationaler Familiengeschichte und zum anderen Fachkräfte der frühkindlichen Bildung, sowie dem Primarbereich. Ziel der Schulungsreihe ist es Personen zu befähigen als Honorarkräfte eine Elterngruppe in einer Kita oder Grundschule zu leiten. Weitere Informationen zur Schulungsreihe finden Sie hier. Bei Interesse melden sie sich bitte bei Frau Becker, 05231/62-1493 oder b.becker@kreis-lippe.de.

Sprachmittlerpool unverzichtbar bei der Integration in Lippe

Über 3500 Vorgänge im Jahr

„Eintausend bis dreizehnhundert Vorgänge, das waren schon gute Jahre, aber eine derartige Nachfrage wie in diesem Jahr, das war schon eine echte Herausforderung“, resümierte Annette Entgelmeier das aktuelle Jahr beim Sprachmittlerpool des Kommunalen Integrationszentrums des Kreises Lippe.

Alexandra Steeger, Dr. Frank Oliver Klute und Annette Entgelmeier freuen sich über die Bedeutung des Sprachmittlerpools im Kreis Lippe.

Der Sprachmittlerpool stellt ehrenamtliche Laienkräfte zur Verfügung, um Sprachbarrieren zu überwinden. Eine Dienstleistung, die gerade bei Behördengängen vielfach unverzichtbar ist. Zurzeit stünden über 180 Kräfte in 44 Sprachen zur Verfügung, so Entgelmeier weiter, damit sei der Kreis Lippe im Vergleich sehr gut aufgestellt und dennoch in diesem Jahr an seine Grenzen gekommen.

„Denn nicht nur die Zahl der Einsätze stiegen, auch die Dauer war bei einigen Einsatzstellen erheblich länger“, wie ihr Kollege Dr. Frank Oliver Klute erläuterte, so seien die Sprachmittelnden gerade bei Registrierungsaktionen teilweise ganze Arbeitstage im Einsatz gewesen und das in der Hochphase auch an Wochenenden.

Das habe den Pool nicht nur personell sondern auch finanziell extrem gefordert, ergänzte Alexandra Steeger, Leiterin des Fachgebiets ‚Kommunale Integration‘, „wenn der Kreis Lippe nicht massiv finanziell unterstützt hätte und die Fördergeber nicht erheblich Geld nachgeschossen hätten, wäre der Pool ab Sommeranfang nicht mehr einsatzfähig gewesen.“

Das Team aus den hauptamtlichen Kräften im KI und den vielen, vielen ehrenamtlichen Sprachmittelnden habe einen hervorragenden Job gemacht, ist sich Sabine Beine, zuständige Verwaltungsvorständin des Kreises sicher, „gerade auch bei den Ehrenamtlichen gab uns gibt es ein hohes Maß an Engagement, Flexibilität, Zeit und Begeisterung, das man gar nicht hoch genug würdigen kann“.

Ohne den Sprachmittlerpool, der zudem eine freiwillige Leistung des Kreises sei, hätte den vielen Herausforderungen der Integration sowohl beim Kreis als auch in den Kommunen nicht im gebotenen Umfang und vor allem nicht so zeitnah begegnet werden können, ist sich Beine abschließend sicher, „den Sprachmittlerpool halten wir für unverzichtbar und werden ihn auch aufrechterhalten, um beispielsweise die Kommunen weiterhin zu unterstützen.“

Besuch aus Schweden im Kreis Lippe

Schulische Integration steht im Fokus des Austauschs

Iris Pleitner, Beate Becker und Alexandra Steeger (alle Kreis Lippe) im Austausch mit den Gästen aus Norrköping Julian Hollmann, Edina Murataqic und Dennis Platin (v.l.).

Der Kreis Lippe erhielt Besuch aus Schweden, um über unterschiedliche Ansätze zur Integration zu sprechen. Das Ziel ist in Deutschland wie in Schweden dasselbe: Zugewanderte Kinder und Jugendliche sollen zeitnah und an ihren individuellen Möglichkeiten orientiert optimal in Schule integriert werden. Darüber haben sich die schwedischen Gäste und Mitarbeitenden des Kommunalen Integrationszentrums (KI) des Kreises Lippe ausgetauscht.

„Die verschiedenen Programme zur Integration gelten für alle zugewanderte Kinder und Jugendlichen. Allerdings war der Austausch mit den schwedischen pädagogischen Lehr- und Fachkräften von den aktuellen Herausforderungen bei der schulischen Integration der Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine geprägt“, betont Alexandra Steeger, Fachgebietsleiterin Integration beim Kreis Lippe.

Das Team der Interkulturellen Spracheinrichtung der Kommune Norrköping in Schweden, Edina Muratagic, Dennis Platin und Julian Hollmann stellte die Organisation des herkunftssprachlichen Unterrichts vor. In Schweden habe jedes Kind, das zu Hause bilingual oder in einer anderen Muttersprache als Schwedisch erzogen werde, das Recht auf Unterricht in der eigenen Herkunftssprache. Dieser Unterricht werde dann in Absprache mit den Schulen von kommunal angestellten Sprachenlehrkräften wie ihm organisiert, erklärt Hollmann den schwedischen Ansatz für herkunftssprachlichen Unterricht.

„Uns beeindruckte besonders, dass in Schweden zugewanderte Kinder und Jugendliche zunächst zwei Monate von einer muttersprachlichen Kraft begleitet und getestet werden, bevor sie an der Schule ankommen“, betont Iris Pleitner, stellvertretende Leiterin des Kommunalen Integrationszentrum. Das gesetzlich verankerte Recht auf die zweisprachige Erziehung aller Schülerinnen und Schüler, bei denen eine andere Sprache als Schwedisch einen maßgeblichen Einfluss auf ihre Sozialisation ausübe, verdeutliche sehr nachhaltig Schwedens Selbstverständnis als Migrationsland, so Steeger resümierend. Dies sei ein Ansatz, der auch für Deutschland, NRW und Lippe interessant sei, betont Steeger.

Der Kreis Lippe stellte sein Programm mit besonderem Schwerpunkt auf die Seiteneinstiegsberatung sowie die Unterstützung der Schulen und Lehrkräfte vor. Beate Becker, KI Kreis Lippe, stellte die Ausleih-Bibliothek MiKI (Medien im KI) mit inzwischen über 2.000 Medien, die vorrangig die Integration und Mehrsprachigkeit im Fokus hat, vor.

Erstes Treffen der Courage-Grundschulen aus Lippe und Bielefeld

Bedarfe und Wünsche der Schulen im Vordergrund

Die Grundschulen stellen inzwischen einen wichtigen Teil des europaweiten Netzwerks der ‚Schulen ohne Rassismus – Schulen mit Courage‘ dar. Um den besonderen Ansprüchen dieser Schulform im Netzwerk gerecht zu werden, wurden neue Wege der Kooperation für die Stadt Bielefeld gemeinsam mit dem Kreis Lippe gegangen.

Begrüßungstafel im Eingang der Grundschule Theesen.

„Die stadt-, kreis- und bezirksweiten Treffen der Netzwerkschulen sind in den letzten Jahren hervorragend nachgefragt gewesen, für die Grundschulen braucht es aber eigene Formate“, so Brigitte Mundt vom Kommunalen Integrationszentrum (KI) der Stadt Bielefeld als SoR-Koordinatorin, zum Auslöser des ersten Treffens der Courage-Grundschulen. „Wir haben uns bewusst zusammengetan, um gemeinsam effektiver unsere Grundschulen unterstützen zu können und um einen breiteren Austausch von Anfang an gewährleisten zu können“, so Koordinator Dr. Frank Oliver Klute vom KI des Kreises Lippe. Eine Idee, die bei den Schulen gut ankam.

Besonders die Abfrage der aktuellen Aktivitäten an den Schulen und vor allem der Bedarfe stand bei diesem Treffen im Vordergrund. Dabei wurde unter anderem deutlich, dass es für die Netzwerkarbeit Materialien und Formate bedarf, die auf die besonderen Ansprüche der Grundschuldidaktik ausgelegt sind, „um die Lehrkräfte an den Grundschulen bei der wichtigen Antidiskriminierungsarbeit optimal unterstützen können“, betonte Mundt.

„Büchertisch“ mit für Grundschulen geeigneten Materialien.

SOR-SMC an der Grundschule müsse auf jeden Fall von den Erwachsenen initiiert und aktiv begleitet werden, waren sich alle Vertretende der Schulen einig, „der Anspruch, das Netzwerk aus der Schüler*innenschaft heraus zu gestalten, sei nicht alters- und entwicklungsgerecht“. Entsprechend wurden bei dem Treffen Austauschkanäle zwischen den Schulen verabredet und eine spezielle SOR-SMC TaskCard für die Grundschulen entwickelt, in der jederzeit Wissen, Ideen, Projekte und Literatur gesammelt und allen zur Verfügung gestellt werden können.

Bei aller Euphorie wurden die nächsten Schritte realistisch geplant, um eine Überforderung der jeweiligen Teams zu verhindern. So werden sich die Grundschulen aus Lippe und Bielefeld jährlich Treffen, um in diesem Format die Entwicklungsarbeit voranzutreiben. „Bei besonderen Anlässen werden wir uns auch häufiger treffen“, so Klute, gerade die Möglichkeiten der Onlinekonferenzen böten da zeitnahe und fahrzeitsparende Formate.

Schulvertretende und Koordinierende im intensiven Austausch.

Auf das große Ziel, ein Austauschtreffen der Grundschul-Schülerinnen und -Schüler aller alle Courageschulen aus Bielefeld und Lippe zu organisieren, einigten sich alle Teilnehmenden. Bei dieser Veranstaltung stehe dann auch die besondere pädagogische Herausforderung, Antidiskriminierungsarbeit für die Primarstufe aufzubereiten, mit im Vordergrund.

„Wir können feststellen, dass unser Angebot gut angenommen wurde und sich bereits erste Ideen zur Struktur der Zusammenarbeit und zu den kommenden Austauschtreffen, auch auf Schülerinnenebene, entwickelten“, so Mundt. „Offenbar haben wir einen wunden Punkt gefunden und heute gemeinsam mit den Schulen eine gute Perspektive, einen gangbaren Weg entwickelt um die Antidiskriminierungsarbeit an den Grundschulen hier voranzutreiben zu können“, schloss Klute.

Pädagogische Professionalisierung in der Migrationsgesellschaft

Seminar zum Umgang mit Vielfalt im Berufsleben

Menschen neutral und professionell zu begegnen, ungeachtet des Geschlechts, des Alters, der sexuellen Orientierung, der nationalen und/ oder ethnischen Herkunft sowie des sozialen, politischen oder religiösen Hintergrundes, das ist ein wichtiges Ziel im tagtäglichen Kundenkontakt in Behörden. Um dieser Herausforderung optimal zu begegnen, bietet das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Lippe ein mehrstufiges Seminar an.

Die Teilnehmenden werden zünftig sicherer, diversitätsorientierter und reflektierter mit den Kundinnen und Kunden agieren können.

„Wir alle bedienen uns in nahezu jeder Situation eines ‚Schubladendenkens‘, um die Menschen, denen wir begegnen, einzuordnen“, so Anne Grit Bangura aus dem Seminarteam, das sei auch zunächst hilfreich, wichtig sei nur, dass diese ‚Schubladen‘ nicht gleich bewertet würden.

Genau diese kritische Grundhaltung wurde den Beschäftigten der Bezirksregierung Detmold, im Speziellen aus den Dezernaten Personal, Flüchtlingsunterbringung, Ordnungsrecht / Ausländerrecht, Schule, Schulrecht und Arbeitsschutz, nahegebracht, um sich kritisch mit der Entstehung und Bedeutung von Klischees, Vorurteilen und Stereotypen auseinanderzusetzen.

Das deckte sich auch mit der Haltung der Teilnehmenden. „Ich möchte den Menschen unvoreingenommen begegnen“, wie ein Teilnehmer seine Motivation zum Besuch des Seminars beschrieb. „Um diesem Ziel nahezukommen, wurden zunächst die persönlichen Erfahrungen der Teilnehmenden aufgenommen, um sie dann als Grundlage für die Übungseinheiten nutzen zu können, wie Tim Emmerling, ebenfalls aus dem Seminarteam, herausstellte. Dabei seien typische und häufige Wertedifferenzen thematisiert und bereits erlebte Konflikte reflektiert und aufgelöst worden, „damit die Teilnehmenden zukünftig sicherer und diversitätsorientierter handeln können“, so Emmerling weiter.

„In diesem Seminar bekamen die Teilnehmenden immer wieder die Möglichkeit, sich Zeit zu nehmen, um ihre persönliche Haltung zu reflektieren und sich mit den Kolleginnen und Kollegen auszutauschen“, stellte Bangura heraus, so seien zudem durch die Übungen und Diskussionen die verschiedenen Formen der Diskriminierung thematisiert worden.

Als Fazit stellten die Teilnehmenden fest, dass es keine magischen Lösungen für eine vorurteilsbewusste Haltung gebe, aber dass es viele Anregungen zum Nachdenken und Reflektieren gegeben habe. Das sei eine gute Grundlage für den zukünftigen unvoreingenommenen Umgang mit den Kundinnen und Kunden.